Miss Sara Sampson
Theater Basel
Die Bühne ist in Grautönen gehalten, über lange Strecken ist es, als schaue man einem Scharz-Weiss-Film. Selbst das Feuer lodert in Grautönen. Der grosszügige Raum ist ständig in Bewegung und nichts bereitet die Zuschauerin darauf vor, denn die Bruchkanten verspielen sich in dem Karomuster. In langsamen Bewegungen knicken die Ecken der hohen Wände ein und aus, dadurch entsteht eine grosse, beeindruckende Raumverschiebung. Über dem Kamin zieht sich ein Stück Wand hoch und ein weiterer Raum öffnet sich wie ein Kalendertor und plötzlich fällt ein massiger, langer, knallgelber Vorhang herunter und zusammen mit dem Farbschock wird ein neuer Raum gebildet, in dem das Feuer farbig lodert.
- "Miss Sara Sampson" erzählt die Geschichte zweier Menschen die versuchen, Bürger zu werden, das heisst, eine Identität zu erlangen, die nicht durch das bestimmt ist, was die Menschen waren, sondern durch das, was sie sein wollen.
Aus dem Programmheft von Lukas Bärfuss
«Wenn die Toten des 18. Jahrhunderts zu Basel erwachen, dann in einem Gespenster-Wirtshaus. Die Guckkasten-Bühne (Chantal Wuhrmann, Andy Hohl) mit ihrem grau-weissen Karomuster wirkt zuerst wie ein Burberry-Mantel, grundsolide, konventionell, unverwüstlich wie ein Klassiker. Doch der Schein trügt. Die Wände - beweglich. Hinter der Tür - die Lauscher. Das Feuer - eine kalte Projektion, eine "Einbildung" würde Lessing sagen. Das Licht (Rainer Küng) mit seinen Stimmungswechseln - ein raffiniertes Spiel vom Verschatten und Enthüllen.» BaZ: Chrisine Richard
«Wenn in Basel nun der alte Sir William und sein anfangs betont greiser Diener Waitwellden Provinzgasthof auf der Suche nach der nicht ganz so tugendhaften Tochter Miss Sara betreten, ist der Bürger bereits lebendig begraben. Englisches Karo in Grau geht die Wände hoch, ein ausgestopfter Bär wacht über die graue Szenerie, und in der dunklen Ecke rottet sich eine Horde kahlköpfiger, kichernder Homunculi zusammen (Bühne: Chantal Wuhrmann, Andy Hohl). Es ist der Chor der Bediensteten, der den Gang des Bürgersin seine eigene Unterwelt tatkräftig unterstützen wird. Im grossen Kamin lodert schon das Feuer auf Video.» Tages-Anzeiger: Tobi Müller
von Gotthold Ephraim Lessing
Regie: Samuel Schwarz
Bühnenbild: studio wum, Chantal Wuhrmann, Andy Hohl
Kostüme: Esther Schmid
Musik: Frank Heierli